Elektronik

Seit meiner Kindheit bin ich der Elektronik verfallen. Mein Papa hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich bereits mit ca. 10 Jahren mein erstes Elektronik-Projekt umsetzen konnte. Entstanden ist der „Planzen-Gieß-Melder“, welcher sogar erfolgreich bei der „Messe der Meister von Morgen“ als Exponat eingereicht wurde. Soweit ich mich erinnere, gabe es auch einen Preis dafür. Vorbildlich dokumentiert wurde die Wirkungsweise, das Schaltbild und der Aufbau des Gerätes in Form eines kleinen handschriftlichen Berichts.

Mein Interesse für solche Elektronikbasteleien war so stark, dass ich begann, mich in dieser Richtung fortzubilden. Noch dazu hatte ich das Glück, dass mein Papa direkt an der Quelle arbeitete. Er war bei robotron in Dresden beschäftigt und hatte dadurch Zugang zu Bauteilen und Literatur. Den heiligen Gral der Mikroelektronik – was in der DDR so verfügbar war – kannte ich recht bald auswendig.

Im jugendlichen Alter wurde der Einfluss von Musik immer stärker. Töne mit elektronischen Mitteln zu erzeugen und zu verarbeiten war genau mein Ding. Ich wollte gern ein eigenes Mischpult bauen, damit ich mehrere Tonquellen zusammenmischen konnte. Ein richtiges Mischpult braucht einen Crossfader, der es ermöglicht, zwischen zwei Kanälen zu überblenden.

Später kamen noch diverse Effekt-Schaltungen dazu und wurden in ein Holzgehäuse eingebaut. Über das selbstgebaute Mischpult habe ich schon im Beitrag Technik ein paar Worte verloren.

Um aber richtig Party machen zu können, brauchte es auch eine vernünftige Lichtanlage. Es sollte im Raum bunt blinken, Stroboskope sollten blitzen und ich brauchte eine Möglichkeit, das Ganze individuell zu steuern. Zu dieser Zeit waren käuflich zu erwerbende elektronische Fertiggeräte unerschwinglich für mich. Ich war ja noch Schüler und hatte kein Einkommen. Das Taschengeld hat aber für das eine oder andere Elektronik-Bauteil ausgereicht. So stellte ich als pfiffiger Elektronik-Nerd das nächste Projekt auf die Beine. Es sollte ein Lichtsteuerpult werden. Nach einer ersten Version, die relativ spartanisch daherkam, entwickelte ich die Lichtanlage Lightpro L02. Ausgestattet mit mehreren Leistungsdimmern, Blink- und Lauflicht, Aussteuerungsanzeige sowie zwei Stroboskop-Generatoren konnte man das Gerät schon fast professionell einsetzen. Ebenfalls eingebaut in ein Holzgehäuse hat es später sogar noch für die Beleuchtung im Theater getaugt. Zum Ende meiner Schulzeit war ich Theatertechniker beim Schülertheater und war mit meinen Selbstbaugeräten komplett unabhängig von den Anlagen in den Theaterhäusern.

Elektronische Musik war in den 90er Jahren das große Thema bei mir. Auch ich wollte elektronische Musik machen. Und was braucht man dafür – na klar, einen Synthesizer. Abgeguckt vom Konzept der selbstgebauten elektronischen Orgel meines Papas fiel mir eines Tages das „Modulare Sythesizerkonzept“ aus der Schaltungssammlung zu Musikelektronik und Effektschaltungen in die Hände. Die Bauteile wurden sorgsam zusammengesucht, manchmal dauerte die Bestellung beim ansässigen Elektronikhändler auch etwas länger. Schließlich konnte ich mehrere Leiterplatten aufbauen, die in der Zusammenschaltung tatsächlich ein elektronisches Musikinstrument ergaben.

Diese erste Version der Silberkiste hatte noch keine digitale Kommunikation mit der Außenwelt an Board. Um Melodien zu programmieren brauchte es eine Möglichkeit, die eingespielten Töne bzw. die gedrückten Tasten zu speichern und sequenziell wieder abzurufen. Ich experimentierte mit TTL-Speicherschaltungen. Ein wirklicher Sequencer ist daraus leider nie geworden, ich hatte wohl die Anzahl der nötigen Baugruppen unterschätzt.

Als zunehmend die Computer zur Musikerzeugung genutzt wurden, begann ich mich mehr mit dem Thema MIDI auseinanderzusetzen. Die Theorie war recht einfach zu begreifen, an der Umsetzung für ein MIDI-Interface für den oben genannten Synthesizer scheiterte es leider abermals. Mit meinem Wissen und Können auf dem Gebiet der Elektronik und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln konnte ich die analoge und die digitale Welt nicht miteinander verheiraten.

Ende der 90er Jahre stieß ich auf eine Bauanleitung für einen MIDI-gesteuerten Synthesizer, welcher den Klang einer Roland TB-303 nachahmte. Über das Internet bestellte ich bei Mr. Crushy und lies mir die Dokumente per Post schicken. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich die Leiterplatte mittels der mitgelieferten Vorlage fürs Ätzen hergestellt habe oder ob ich ein eigenes Layout angewendet habe. Jedenfalls ist, wie bei meinen anderen Projekten, durch Erstellung einer Aufbauzeichnung die zweite Version der Silberkiste „TB303PRO“ entstanden.

Das Gerät wanderte nach Ende meiner „Karriere“ als Musikproduzent zu meinem Kumpel auf den Dachboden.

Irgendwann war die Zeit der elektronischen Basteleien auch vorbei, da ich mir nach und nach mehr leisten konnte. Die Notwendigkeit, alles selbst zu bauen war einfach nicht mehr da und auch der Antrieb, an Musikelektronik zu fummeln wurde weniger bzw. kam zum Erliegen. Ich bin trotzdem ganz stolz darauf, einiges in dieser Richtung erreicht zu haben. Geschadet hat es nicht.

Zum Ende dieses Artikels möchte ich noch einen Youtuber verlinken, dem ich seit einiger Zeit folge – Dr. Mix. Er erklärt in diesem Video recht anschaulich die technische Entwicklung von der handgemachten Musikproduktion bis zum digitalen Studio.

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